Weißer Tod by Robert Galbraith

Weißer Tod by Robert Galbraith

Autor:Robert Galbraith [Galbraith, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
Herausgeber: Blanvalet Verlag
veröffentlicht: 2018-12-16T23:00:00+00:00


42

In einer Familie, da ist immer etwas, das quer geht.

HENRIK IBSEN, ROSMERSHOLM

Ein Holzschild, von dem die Farbe abblätterte, wies ihnen den Weg nach Chiswell House. Die überwucherte und mit Schlaglöchern übersäte Einfahrt wurde zur Linken von einem dichten Wald und zur Rechten von einer mit Elektrozäunen in einzelne Koppeln unterteilten Weide gesäumt, auf der mehrere Pferde grasten. Der Land Rover rumpelte und polterte auf das immer noch nicht sichtbare Anwesen zu, als zwei der größeren Pferde, aufgeschreckt durch das unbekannte, laute Fahrzeug, die Flucht ergriffen. Was folgte, war eine Kettenreaktion: Während auch ihre Kameraden in den Galopp verfielen, keilten die ersten beiden Pferde im Lauf gegeneinander aus.

»Wow«, sagte Robin, während der Land Rover über den unebenen Boden holperte. »Sie stellt zwei Hengste auf eine Koppel.«

»Das ist nicht gut, oder?«, fragte Strike. Ein pechschwarzer Hengst ging mit Zähnen und Hinterbeinen auf ein zweites großes Tier los, das der Detektiv als braun bezeichnet hätte. Er zweifelte allerdings nicht daran, dass in Pferdekennerkreisen für derlei Fellfarben weitaus ausgesuchtere Begriffe gebräuchlich waren.

»Zumindest ist es eher unüblich«, sagte Robin und zuckte zusammen, als die Hinterhand des schwarzen Hengstes in die Flanke seines Artgenossen krachte.

Sie bogen um eine Ecke, und die schmucklose Fassade eines neoklassizistischen Gebäudes aus schmutzig gelbem Stein tauchte vor ihnen auf. Genau wie auf der Auffahrt war der Schotter des Vorplatzes uneben und mit Unkraut bewachsen. Die Fenster waren verdreckt, und ein großer Sack Pferdefutter lag ziemlich unpassend neben der Eingangstür. Neben dem Haus parkten bereits drei Autos: ein roter Audi Q3, ein Range Rover in Racing Green und ein alter, schlammbespritzter Grand Vitara. Rechts neben dem Haupthaus befanden sich die Ställe, links ein Krocket-Rasen, der schon vor langer Zeit Opfer der Gänseblümchen geworden war. Hinter dem Anwesen schloss sich weiterer dichter Wald an.

Sobald Robin anhielt, schossen ein übergewichtiger schwarzer Labrador und ein drahthaariger Terrier wild kläffend aus der Eingangstür. Der Labrador schien darauf erpicht zu sein, neue Freundschaften zu schließen, während der Norfolk Terrier, dessen Kopf an einen bösartigen Affen erinnerte, bellte und knurrte, bis ein blonder Mann in gestreiftem Hemd und senffarbener Cordhose in der Tür erschien.

»RATTENBURY, AUS!«

Das Bellen des eingeschüchterten Hundes ging in ein tiefes, ausschließlich gegen Strike gerichtetes Knurren über.

»Torquil D’Amery«, sagte der Mann affektiert und ging mit ausgestreckter Hand auf Strike zu. Unter seinen Augen hingen dicke Tränensäcke, und sein glänzend rosiges Gesicht sah aus, als hätte es niemals eine Rasur nötig. »Beachten Sie den Hund einfach nicht. Er ist eine echte Plage.«

»Cormoran Strike. Und das ist …«

Robin wollte ihm gerade die Hand schütteln, als Kinvara aus dem Haus stürmte. Sie trug eine alte Reiterhose und ein verwaschenes T-Shirt. Das offene rote Haar war völlig durcheinander.

»Himmelherrgottnochmal! Haben Sie denn gar keine Ahnung von Pferden?«, kreischte sie Strike und Robin an. »Wie konnten Sie so schnell fahren?«

»Setz dir lieber einen Helm auf, bevor du da reingehst«, rief Torquil der davonmarschierenden Kinvara hinterher. Falls sie ihn gehört hatte, ließ sie es sich nicht anmerken. »Sie trifft keine Schuld«, versicherte er Strike und Robin und verdrehte die Augen. »Ohne einen gewissen Schwung bleibt man ja in einem dieser verdammten Schlaglöcher stecken, haha.



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